Samstag, 10.09.2022

Die Nacht war scheiße! Es hat durchgehend geschüttet wie aus Kübeln. Ein 10-stündiger Wolkenbruch ohne Verschnaufpause. Im Auto, unter Blechdach und Dachfenstern, war das dermaßen laut, dass an Schlaf kaum zu denken war. Zumindest nicht für mich. Dementsprechend gerädert stehe ich heute auf, der Himmel tut so, als wär nix gewesen und begrüßt mich strahlend blau. Schleimer. Ok. Wir sind wieder gut!

Wir entschließen uns, heute weiterzufahren, packen zusammen und fahren zur Tropfsteinhöhle Cala Lipa, die nur zwei Minuten weiter auf der „richtigen“ Straße liegt. Ein kleiner Shuttlezug bringt uns zum Eingang und ich muss die Kinder bei 28 Grad im Schatten in lange Klamotten samt Jacke diskutieren. Fünf Minuten später sind wir in der Höhe und sie wissen warum. Fredi behält zum Trotz die Sonnenbrille auf. In einer finsteren Tropfsteinhöhle. Die Höhle ist richtig schön und spektakulär. Gleich zu Beginn der Führung erzählt uns der Guide, dass es hier seit 4 Monaten nicht geregnet hat. Nach dem Starkregen der letzten 24 Stunden ist wieder richtig viel Wasser im Berg. Das sieht und hört man überall in der Höhle. 

Wieder über Tage und zurück beim Elefanten machen wir erst einmal bei einem Restaurant halt und stärken uns. Dann geht es weiter zum „Hufeisen“, einem Flusszulauf zum Skutarisee, der an dieser Stelle eine fotogene Biegung macht. Das halten wir rasch auf Foto und Video fest. Eine nette Frau spricht uns an und erzählt von ihrem Campinglatz etwas weiter den Fluss hinauf. Schon wieder entscheide ich mich gegen Google und für das Bauchgefühl. Dieses Mal sollte es Recht behalten. Der Campingplatz ist eine schöne große Wiese am Fluss mit fast stehendem Gewässer und mit einem kleinen Sanitärgebäude. Sonst nix. Hier gefällt´s uns und wir suchen uns ein nettes Plätzchen. Unsere Nachbarn Konstanze und Franz, ein älteres Pärchen aus Deutschland, finden wir auch auf Anhieb sympathisch und so verbringen wir plaudernd und UNO-spielend den Abend mit ihnen.

Sonntag, 11.09.2022

Heute stehen wir etwas früher auf und machen uns startklar für die Bootsfahrt. Um 8 Uhr geht es los und schon nach den ersten Metern sind wir froh um jedes Kleidungsstück, das wir eingepackt haben. Über dem Fluss liegen noch ein paar Nebelschwaden und die Sonne steht noch ganz flach über dem Wasser. Links und rechts von uns ein Teppich aus Seerosen in Weiß und Gelb. Immer wieder biegt unser Bootsführer in kleine Wasserstraßen ein und zeigt uns dort eine Vielzahl verschiedener Vogelarten. Besonders der Eisvogel mit seinem leuchtend blauen Federkleid gefällt uns. Am Rückweg dürfen dann die Kinder ans Steuer des Motorbootes. Wohl das wahre Highlight für die beiden. Zurück am Campingplatz gibt es erst einmal ein zweites Frühstück und den Rest des Tages chillen wir auf der Wiese und lassen es uns gut gehen.

Montag, 12.09.2022

Wir starten auch heute gemütlich in den Tag und lassen es erst mal laufen. Fredi malt und zeichnet, Juli macht Schule und ich Ordnung. Am Nachmittag blasen wir unser Kajak auf und machen eine Bootstour. Wir paddeln flussaufwärts und erkunden das Hafenstädtchen Rijeka Crnojevića, ehe wir wieder zurückrudern. Ein netter kleiner Ort mit ein paar Restaurants und so beschließen wir am Abend hier zu essen. Dieses Mal zu Fuß kehren wir bei Sonnenuntergang in den Ort zurück und suchen uns ein schönes Restaurant. Das Essen hier ist zwar gut, aber irgendwie gibts halt immer das Gleiche. Und das ist meist sehr fleischlastig. Mit vollen Bäuchen schlendern wir zurück und lassen den Abend mit einer Runde UNO ausklingen.

Dienstag, 13.09.2022

Bislang haben wir uns immer so durch den Tag geschlängelt. Am Abend stellten wir dann meist fest, was wir alles tun wollten, aber nicht gemacht haben. Wir brauchen wieder etwas Struktur im Alltag. So beschließen wir heute beim Frühstück ein paar Fixpunkte, die wir gerne immer machen möchten und damit beginnen wir sogleich. Also erst einmal eine Stunde Schule. Das Freiluftklassenzimmer am Flussufer hat schon was, auch wenn vorbeiwatschelnde Enten für Ablenkung sorgen. Dann kümmern wir uns um den Haushalt und dann wir gespielt. Nach dem Mittagessen wird gechillt und am Nachmittag machen wir wieder einen Bootsausflug in den Ort. Dort essen wir ein Eis und rudern gemütlich zurück (was flussabwärts nicht besonders schwerfällt). Nach einem einfachen Abendessen schauen die Kids noch ein Video und ich hab Zeit zum Lesen.

Mittwoch, 14.09.2022

Es ist in der Früh schon recht warm und das Zusammenpacken entsprechend mühsam. Trotzdem haben wir das dann aber bald erledigt. Die Leute vom Camp laden uns dann noch auf ein Stück Kuchen ein. Diese Stärkung vor dem Losfahren können wir noch gut gebrauchen. Dann noch schnell WC geleert, Wasser gefüllt und schon sind wir „on the road again“. Wobei das mit der Road schon so eine Sache ist. Fast 1,5 Stunden kurven wir dem Seeufer bzw. dem Berghang entlang. Die Straße ist schmal und kurvig. Trotzdem ist viel Verkehr. Vor allem Gegenverkehr und für zwei Autos ist einfach zu wenig Platz. Immer muss einer der beiden Kontrahenten zurückschieben, bis sich eine „Ausweiche“ findet, an der man aneinander vorbeischlüpfen kann. Das sind dann meist kleine Ausbuchtungen am Straßenrand und die Absätze vom Asphalt sind alles andere als reifenschonend. Ist das Gegenüber dann noch ein Hosenscheißer, lernen die Kinder schon mal ein paar neue Schimpfwörter vom Papa. Irgendwie ist dieses Herumgekurve hier normal und man gewöhnt sich etwas daran. Aber um ganz ehrlich zu sein: „Langsam gehts mir am Oasch!“ Es geht einfach nix weiter. Man fährt zwei Stunden, hat grad mal 34 Kilometer geschafft und ist hundemüde. Wenn man dann endlich eine Hauptstraße befährt, kommt man sich vor wie auf dem Highway. Zumindest gehts uns so, als wir dann wieder eine solche erreichen und Richtung Küste fahren. Die klassische Touristenorte Bar und Ulcinj lassen wir links liegen. Die interessieren uns nicht besonders, Montenegro haben wir gesehen, wir wollen weiter nach Albanien. Von Montenegro wollen wir nur noch Diesel. Der ist hier rund 40 Cent billiger als in Albanien. Gleich nach der Grenze, die Einreise klappt problemlos, stehen viele Standln von unterschiedlichen Mobilfunkbetreibern am Straßenrand. Große Tafeln mit dem, was man wissen muss: wieviel GB um wieviel Euro. Rasch eine Prepaid-Karte gekauft, gleich eingelegt und schon wieder online. Das ist ein erleichterndes Gefühl. Ich will es mir nicht so recht eingestehen, aber ohne Internetverbindung ist man auf Reisen in fernen Ländern schon ganz schön „nackert“. Warum? Hat man Internet, muss man sich nicht vorbereiten. Man fährt einfach drauflos und holt sich die Info, wenn man sie braucht. Wo muss ich abbiegen? Wo ist ein Geschäft, ein Geldautomat, eine Tankstelle? Ist man offline, muss man Schilder lesen oder fragen. Auch das hat was, ist aber manchmal nicht ganz so einfach hier. Wie auch immer. Ich glaube, wir haben unser Denken so oft digital „outgesourced“, dass uns das Wieder-in-Betrieb-Nehmen schwerfällt. 

Gleich nach der Grenze mit all den Mobilfunkbetreiberstandln ändert sich das Bild links und rechts der Straße gewaltig. Einfacher, ärmer und leider auch dreckiger. Überall liegt Müll am Straßenrand, was das Bild einer an sich wunderschönen Landschaft sehr trübt. Als wir dann durch Shkodra fahren und an einigen Slums vorbeikommen, können es die Kinder kaum glauben, dass es Menschen gibt, die so leben müssen. Wir sprechen lange darüber, was arm und reich bedeutet. Und danach fahren wir lange schweigend mit schlechtem Gewissen weiter. Immer wieder hatten wir heute den Skutari-See (der jetzt Lake Shkodra heißt) zu unserer Linken. So folgen wir weiter dem Ufer und erreichen unser Tagesziel, das Lake Shkodra Resort am anderen Ufer desselben Sees. Ein fast nobler Campingplatz, wie wir ihn von unseren Nachbarländern kennen und wie wir ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. So richtig mit warmem Wasser und so. Apropos Nachbarn: Die sind auch alle da. Im Moment tut das mal ganz gut und so genießen wir den restlichen Tag, kochen uns ein schmackhaftes Curry mit frischem Gemüse und haun uns dann in die „Harpfn“ in Land Nummer sechs auf unserer Reise.